Hallo und Herzlich Willkommen!ForstvereinBayern

Es ist unser erklärtes Ziel, sich im Forstverein zu treffen, miteinander zu reden, voneinander zu lernen.

BayFV: Waldtag Bayern 2018 in Nürnberg

Wald und Forstwirtschaft in Ballungsräumen – Welten treffen aufeinander! Früher war der Wald extrem strapaziert für den Rohstoffbedarf der Städte. Heute ist er flächenmäßig relativ stabil und ist die „grüne Lunge“ der Städte und Garant für hohe Lebensqualität. Und morgen? Diese Frage diskutierten Vertreter des Kommunal- und des Forstsektors mit rund 150 Teilnehmern am Waldtag Bayern am 18. Oktober 2018 in Nürnberg.

In Nürnberg führte vor 650 Jahren der Ratsherr Peter Stromer als „Tannensäer von Nürnberg“ die erste systematische Aufforstung durch. Aus der mittelalterlichen Holzknappheit heraus begründete er damit nicht nur den heutigen Reichswald sondern auch die moderne Forstwirtschaft. Dr. Joachim Hamberger, Vorstand des Vereins für Nachhaltigkeit, bezeichnet „diese kulturelle Leistung als den Urknall der forstlichen Nachhaltigkeit“. Der Gedanke der ressourcenerhaltenden Nutzung lebt bis heute in der Forstwirtschaft weiter und ist dort fest verankert. In modernen Zeiten setzen die Ausweisung zum Bannwald und der Umbau in naturnahe Mischwälder Maßstäbe, weit über Nürnberg hinaus.

Früher Energielieferant – heute Erholungsraum

In seiner Festrede stellt Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly die Bedeutung des Waldes für die Bürger heraus: „Nürnberg ist eine der am dichtesten besiedelten Städte in Deutschland. Es gibt wenige Grünflächen. Der Kontrast zwischen der Besiedelungsenge und dem bis an die Gärten heranreichenden Reichswald könnte nicht größer sein. Für Freizeit und Erholung besitzt der Wald eine herausragende Bedeutung. Der Reichswald ist für uns ein wahrer Schatz.“ Aber Nürnberg wächst. Wirtschaft, Verkehr und Wohnraum benötigen immer mehr Flächen. Seit der Bannwaldausweisung 1979/80 müssen gerodete Flächen um Nürnberg flächengleich an den Bannwald wieder aufgeforstet werden. „Das erhält zwar die Fläche des Reichswaldes, zahlreiche Funktionen wie Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Luftreinhaltung und Klimaschutz können jedoch junge Wälder erst nach Jahrzenten leisten“ gibt Dr. Peter Pröbstle, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu bedenken. „Und nur ein großer intakter Wald kann seine Bedeutung für Biodiversität, Freizeit und Erholung, Trinkwassergewinnung, und vieles weiteres leisten.“ Bei der Stadtplanung wünscht sich Pröbstle, dass wirklich flächensparende Alternativen entwickelt werden. Und dass die Empfehlungen der Abstände zum Wald bei der Bebauung eingehalten werden.

Naturschutz durch Bewirtschaftung

Durch die Arbeit der Förster ist der Reichswald erst zu dem heutigen Naturjuwel geworden. Spechte, Greifvögel, Fledermäuse und seltene Arten wie der Ziegenmelker finden hier einen Lebensraum. „Der Reichswald ist fast vollständig als Vogelschutzgebiet ausgewiesen“ betont Dr. Klaus Köppel, Leiter des Umweltamts Nürnberg. „Das verdeutlicht seine Bedeutung als Schutzgebiet von europäischem Rang. In den letzten Jahren waren Eingriffe in die Natur erheblich, aber es gibt viele vorbildliche Lösungen, die gemeinsam mit Verbänden und Forstleuten im Wald umgesetzt werden“.

Holzbauweise ist Beitrag zum Klimaschutz

Wolf Opitsch, Architekt und Sachgebietsleiter im Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München gab seine Erfahrungen mit der modernen Holzbauweise im kommunalen Bereich wider: „Die Leute, die im Holzbau einziehen, lieben das. Sie wollen nichts anderes. Für die Bewohner ist es wirklich etwas Besonderes im Holzbau zu leben.“ Mittlerweile ist selbst der mehrgeschossige Holzbau kein Problem, im Gegenteil bietet der Holzbau Vorteile: „Es geht schneller, ist energetisch günstiger, der Wohlfühlfaktor ist höher und natürlich ist der Klimaschutz durch den CO2-Speicher Holz ein wichtiges Kriterium. Gegenüber der mineralischen Bauweise können bis zu 60 Prozent der klimaschädlichen Emissionen substituiert werden“ so Optitsch.

Multifunktionalität und Öffentlichkeitsarbeit

Der Wald leistet viel, das hat der Waldtag Bayern verdeutlicht. Die Forstwirtschaft in Bayern bewegt sich auf einem hohen Niveau und ist sich der Multifunktionalität von Wald bewusst. Als Ergebnis des Waldtags Bayern 2018 kann festgehalten werden, dass die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Forstsektor bereits vielerorts gut funktioniert. Manche Waldbesucher bringen geringe Akzeptanz für die Waldbewirtschaftung und Holzbereitstellung auf. Das führt immer wieder zu Diskussionen, bei denen die Komplexität des Ökosystems Wald erklärt werden muss. Aufklärung über die Arbeit im Wald im direkten Dialog mit den Bürgern sowie ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit bieten hier gute Chancen die Akzeptanz zu erhöhen.

Gemeinsame Botschaft der Bayerischen Forstwirtschaft

Am Waldtag Bayern präsentierten die Vertreter der Bayerischen Forstwirtschaft (VBF) – ein Zusammenschluss 21 forstlicher Vereine und Verbände zusammen mit der Staatsregierung – ihre gemeinsame Botschaft (BotschaftsFlyer-Waldtag-2018). Darin gehen die VBF speziell auf die Problematik von Wald und Forstwirtschaft in Ballungsräumen ein. Sie fordern unter anderem die Kommunen auf, mehr Holzbauprojekte auf den Weg zu bringen, finanziellen Mehraufwand für Erholungsfunktion und Sicherstellung der Biodiversität auszugleichen und die Akzeptanz für die Bewirtschaftung zu erhöhen. Sie ermutigen alle, die mit dem Wald zu tun haben, miteinander in den Dialog zu treten.

Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan

Die Vertreter der 21 forstlichen Verbände in Bayern. Der Bayerische Forstverein wurde würdig vertreten durch Freiherrn Max-Georg von Eltz-Rübenach, zweiter Vorsitzender des Bay. Forstvereins (Mitte rechts im grünen Jacket). (Foto: VBF)