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Der Baden-Württembergische Forstverein e.V. verbindet seit über 150 Jahren forstliches Wissen mit der Liebe zum Wald. 

„Wir betreiben Naturschutz durch forstliche Nutzung“

Baden-Württembergische Forstvereinsmitglieder erkunden das Naturschutzgebiet Wutachschlucht. Erfolgreicher Dreiklang aus Forstwirtschaft-Naturschutz-Tourismus

BONNDORF. Am Donnerstag, den 19.10.2017, lud der Baden-Württembergische Forstverein e.V. seine Mitglieder und Interessierte zu einer Exkursion in das Naturschutzgebiet Wutachschlucht. Die Exkursion widmete sich dem Spannungsfeld Forstwirtschaft, Naturschutz und Tourismus. Die fachliche Führung übernahm Friedbert Zapf, stellvertretender Amtsleiter am Kreisforstamt Waldshut, das für die Beförsterung der im Besitz des Landes Baden-Württemberg befindlichen Teile der Wutachschlucht zuständig ist. Er stellte den 30 TeilnehmerInnen die tägliche Arbeit der Förster in diesem Naturschutzgebiet vor. Unter den Teilnehmern befand sich auch der Landtagsabgeordnete des Wahlkreises, Reinhold Pix (DIE GRÜNEN).

„Wald erfüllt zahlreiche ökologische, ökonomische und soziale Funktionen. Wald steht damit aber auch immer im Spannungsfeld verschiedenster Interessen. Im Naturschutzgebiet Wutachschlucht kommt mit dem Tourismus ein weiterer für die Region ganz besonders wichtiger Faktor hinzu. Gleichwohl ist dieser Ort prädestiniert um das Konfliktpotenzial zwischen Waldnutzung, Naturschutz und Erholungsnutzung zu thematisieren“ erläutert Pix seine Beweggründe, an der Exkursion des Baden-Württembergischen Forstvereins teilzunehmen.

Multifunktionale Forstwirtschaft

Gleich zu Beginn überrascht Friedbert Zapf die Teilnehmer: „Es gibt hier keine Konflikte.“ Zapf und seine Kollegen arbeiten mit Herzblut an der beständigen naturschutzfachlichen Aufwertung der Wutachschlucht – beispielsweise durch die Förderung von Laubhölzern oder Offenhaltung von Wiesen. Zugleich findet eine reguläre, nachhaltige Holznutzung statt und die Wutachschlucht wird von jährlich bis zu 80.000 Touristen besucht. Das alles geht tatsächlich reibungslos auf einer Fläche?

Multifunktionale Forstwirtschaft nennen das die Förster und meinen damit, dass sie im Wald viele Funktionen parallel erfüllen: Der Wald wird zur Erholung von Touristen besucht und genossen, in ihm gedeihen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, und aus ihm wird Holz entnommen und z.B. im Möbelbau verarbeitet. Damit dient die Forstwirtschaft sowohl dem Eigenwohl des Waldbesitzers als auch dem Gemeinwohl verschiedener Interessenvertreter von Naturschutz bis Tourismus. Naturschutz kann in diesem integrativen Ansatz auf der Fläche geleistet werden, ohne dafür einzelne Gebiete komplett aus der Nutzung zu nehmen (Segregation). Das kann aber nur funktionieren, wenn alle Beteiligten miteinander im Gespräch bleiben, was vor Ort zwischen Kreisforstamt, Schwarzwaldverein und Naturschutzbehörde in vorbildlicher Weise geschieht.

Dialog als Schlüssel zum Erfolg

„Die Wutachschlucht ist nicht beherrschbar“, führt Zapf weiter aus. „Diese Schlucht ist längst noch nicht fertig, sondern verändert sich, was zahlreiche Felsstürze und Hangrutschungen immer wieder bezeugen.“ Forstleute, die Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins und Naturschützer setzen sich vor Ort für das Erreichen einer gemeinsam erarbeiteten Liste von Zielen zum Erhalt und zur Zugänglichkeit der Wutachschlucht ein, die ein beliebter Touristenmagnet für Wanderfreunde ist. Die Forstleute sind besonders stolz darauf, die Ausweisung des seit den 1930er Jahren bestehenden Naturschutzgebietes von Beginn an initiiert und mitgetragen zu haben. „Wir betreiben hier Naturschutz durch eine forstliche Nutzung“, erläutert Zapf. Somit werden die zahlreichen Naturschutzleistungen zu großen Teilen durch die stattfindende Holznutzung finanziert.

„Dialog ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Roland Brauner, Vorstandsmitglied des Baden- Württembergischen Forstvereins. „Dafür stehen auch wir im Forstverein: Wir bringen unsere Mitglieder miteinander ins Gespräch, blicken über unseren eigenen fachlichen Tellerrand hinaus und suchen darüber hinaus den Dialog mit der Politik“, weshalb sich Brauner auch besonders über den Austausch mit einem Landtagsabgeordneten vor Ort freue. Reinhold Pix schließt an: „Ziel muss es sein unsere Wälder naturnah zu bewirtschaften, aber mit Rücksicht auf komplexe Ökosysteme und Biodiversität auch Rückzugsräume für die natürliche Entwicklung zu schaffen. Gleichzeitig trägt der Wald zur Gesundheit und Erholung unserer Bevölkerung bei. Diese nicht auszuklammern, sondern das Naturerleben zu fördern ohne andere Ziele zu gefährden ist eine große Herausforderung und gleichwohl wichtige Mission für unseren Umgang mit Wald. Gelingen kann das nur indem alle Beteiligten an einen Tisch kommen und gemeinsam Kompromisse finden. Partizipation als Zauberwort.“

Der Forstverein freut sich über eine rundum gelungene Veranstaltung. „Der Tag heute war klasse“, resümiert Brauner. Besonders bleiben ihm und den anwesenden Mitgliedern zahlreiche Anekdoten aus der Kulturgeschichte der Wutachschlucht in Erinnerung. Mit diesem Hintergrundwissen wächst das Verständnis für die Entstehung und heutige Behandlung eines beeindruckenden Naturschutzgebietes.

Angeregter Austausch zwischen Politik und Forstleuten: MdL Reinhold Pix (Mitte) und Teilnehmer der Exkursion des Baden-Württembergischen Forstvereins e.V.