Hallo und Herzlich Willkommen!ForstvereinBaden-Württemberg

Der Baden-Württembergische Forstverein e.V. verbindet seit über 150 Jahren forstliches Wissen mit der Liebe zum Wald. 

BW FV: Der Forstverein unterwegs in Österreich

Forstliche Exkursion nach Wien und in das Burgenland

Die Nähe Wiens ist zu erahnen: Baukräne am Horizont, Fahrzeuge auf dem Donaudamm und unzählige Menschen im Wald, die joggen, radeln und Hunde ausführen. Die 32-köpfige Exkursionsgruppe des Forstvereins wird vom Leiter der Wiener Forstverwaltung Lobau, DI Alexander Faltejsek und seinen  Kollegen durch den Nationalpark Donau-Auen geführt. Der 1996 gegründete Nationalpark reicht unmittelbar an die Häuser Wiens, und die Kollegen berichten von den zwangsläufigen Konflikten. So werden sogar Biberangriffe auf Hunde beobachtet. Auch mit den zahlreichen Spezialisten des Naturschutzes, augenzwinkernd als die „-Ologen“ bezeichnet, muss der tägliche Kompromiss gefunden werden. Außerhalb des Nationalparks betreibt die städtische Forstverwaltung am Rande Wiens offensive Erwerbspolitik und forstet bislang landwirtschaftlich genutzte Flächen im Rahmen öffentlichkeitswirksamer Projekte auf.

Von der hohen Plattform eines ehemaligen ungarischen Grenzwachturms, den einige mutige Exkursionsteilnehmer besteigen, lässt sich, hervorragend präsentiert von Magister Alois Lang, ein großer Teil des grenzüberschreitenden Nationalparks Neusiedler See überblicken. Hier ist der Naturtourismus ein ausgesprochener Wirtschaftsfaktor. Ein ausgeklügeltes Habitatmanagement für die Wiesen, „Laken“ und Schilfbereiche überzeugt, sogar Wasserbüffel werden eingesetzt. Fasziniert beobachten die Teilnehmer durch Spektive und Ferngläser die reiche Vogelwelt. Dass in der Kernzone die Jagd untersagt ist, schafft Probleme. So gefährdet das Schwarzwild erheblich die Bodenbrüter.

Für alle ein Zungenbrecher bleibt das Wort „Urbarialgemeinde“, gemeint sind Gemeinschaftswaldungen bzw. Allmenden, die durch Ablösung von Nutzungsrechten der Standesherrschaften entstanden. Nachdem der Leiter des Landesforstdienstes DI Hubert Iby und DI Andreas Leitgeb vom Burgenländischen Forstverein die Exkursionsteilnehmer begrüßt hatten, stellt der engagierte Obmann Franz Schuller, ein pensionierter Verwaltungsbeamter, die Niederwaldwirtschaft der Urbarialgemeinde Zagersdorf (130 ha) vor. Der Wald dient nach wie vor der Brennholzversorgung der etwa 70 Mitglieder. Am Nachmittag lernen die Baden-Württemberger den zweiten Betrieb kennen, die Urbarialgemeinde Mattersburg (500 ha) und deren Hochwaldwirtschaft mit einem respektablen Weißtannenanteil. Der Obmann Ernst Leitgeb brilliert mit seinem forstfachlichen Wissen, bleibt keine Antwort schuldig, nennt die Aufarbeitungskosten verschiedener Varianten bis zwei Stellen hinter dem Komma und überrascht mit seinem Beruf – Kfz-Mechaniker. Die begleitenden Forstkollegen auf ihre Rolle befragt: „Wir unterstützen und machen die Förderung.“

Der junge, dynamische Leiter des PEFC-Esterházy-Forstbetriebs DI Peter Fischer (22 500 ha, 120 000 Fm Einschlag) führt den Exkursionsteilnehmern mit seinen Mitarbeitern im nieder- und mittelwaldgeprägten Teilbetrieb „Leithaberg“ großflächige Energieholznutzung vor: Mittelwaldbestände werden maschinell (flächige Befahrung) ausgeräumt. In den anschließend besichtigten weiträumigen Laubbaumbeständen mit unzähligen Baumarten („Grüne Hölle“) stellt der sich invasiv ausbreitende Götterbaum ein Problem dar. Im Betriebsteil „Oberer Wald“ sind Riesenlebensbäume, Abies Grandis und Douglasien zu besichtigen. Die Eiche, die hier im natürlichen Eichengebiet mit nur noch 7 Prozent vertreten ist, soll zukünftig gefördert werden.

Der „Lainzer Tiergarten“ ist ein mit einer Mauer umgebenes 2 000 ha großes barockes Jagdgatter, heute stadtnaher Erholungswald von Wien mit einem Mosaik von Wald und Wiesen. Höfische Jagden finden zwar nicht mehr statt, aber es gibt immer noch fünf Schalenwildarten, 200 Tonnen werden verfüttert – bei einem  jährlichen Defizit im Jagdbetrieb von 150 000 Euro. Mit politischer und gesellschaftlicher Rückendeckung will der junge Forstamtsleiter DI Hannes Lutterschmied das Wild auf ein verträgliches Maß reduzieren. Von den Exkursionsteilnehmern wird ihm dafür Respekt gezollt. Weniger überzeugt sind diese von der Konzeption, kaum geeignete, lange Zeit ungenutzte Buchenbestände im Ottoklinger Erholungswald in Plenterung zu nehmen. Die einwöchige Exkursion schließt im Schlosspark von Schönbrunn mit einer Führung des Güterverwalters DI Daniel Rohrauer durch den barocken Garten und den angrenzenden Landschaftspark.

„Wir blicken auf eine interessante und fachlich anspruchsvolle Exkursion mit hochkarätigen Führern zurück, die nur möglich war, weil uns die Kollegen der örtlichen Forstvereine so engagiert unterstützten“, resümiert Thomas Rupp, Organisator der Fortbildungsreise beim Abschlussabend in Wien. 24 Auslandsreisen hat Rupp insgesamt geführt. Amtsmüde ist er trotzdem nicht, doch für die meisten Teilnehmer überraschend gibt er bekannt, mit der Österreichexkursion einen Schlusspunkt setzen zu wollen. Die Reisegruppe war einhellig der Auffassung, dass diese wichtige Fortbildungsaufgabe des Forstvereins auch weiterhin mit Unterstützung durch die Vereinsführung wahrzunehmen ist.

von Friedbert Zapf

Mit DI Hannes Lutterschmied (Leiter der Forstverwaltung Lainz der Stadt Wien) im Naturreservat Johannser Kogel. Foto: Friedbert Zapf