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Interessante Freitagsexkursion zum Thema "Energieholzanbau auf Kurzumtriebsplantagen"

Die Bezirksgruppe Oberfranken-Mittelfranken im Bayerischen Forstverein widmete sich im Rahmen ihrer Freitagsexkursion dem Thema Energieholzanbau auf Kurzumtriebsplantagen. Auf dem Biohof Friedrich Derrer in Horbach bei Wachenroth in Mittelfranken erhielten die Teilnehmer einen runden Einblick in die Praxis der Energiewaldbewirtschaftung.

Friedrich Derrer begann im Jahr 2010 mit der Anlage der ersten Kurzumtriebsplantage (KUP). Zunächst nur zur Eigenversorgung wurde ein eigenes Mutterquartier zur Stecklingsgewinnung angelegt. Für den Betrieb eine günstige Entscheidung, unterliegt doch das Vermehrungsgut für KUP dem Forstvermehrungsgutgesetz. Als Sorten haben sich bewährt Max 3, Max 4 und Hybrid 275. In den folgenden Jahren wurden schrittweise insgesamt 6 ha Energiewald begründet. Dabei wurde eine Reihe wichtiger lokaler Erfahrungen gemacht:

Standort:
Selbst auf den mäßig trockenen mittelfränkischen Standorten(durchschnittliche Jahresniederschläge um die 600 mm) lassen sich 7 bis 8 tatro Hackgut pro Hektar und Jahr im ersten Umtrieb ernten. Als Faustzahl für ausreichende Ertragsfähigkeit hat sich ein Mindesthöhentrieb von 150 cm pro Jahr herauskristallisiert. Probleme bereiten pseudovergleyte Standorte aufgrund mangelnder Durchwurzelung und schlechter technischer Befahrbarkeit.

Anlegen und Pflege der KUP:
Aus den 1-jährigen Schösslingen des Mutterquartieres werden Anfang Februar 22 cm lange Steckhölzer geschnitten. Das nach oben zeigende Ende wird mit einer Wachsschicht verschlossen, um den Steckling vor Austrocknung zu schützen. Danach werden die Stecklinge gebündelt und im Kühlhaus zwischengelagert. Im März/April erfolgt das Setzen der Stecklinge mit einer eigens konstruierten Maschine. Die Stecklinge werden bis auf einen oberirdisch verbleibenden Teil von ca.2 cm vollständig in den vorbereiteten Boden eingesetzt. Der Boden muss frei von Begleitwuchs sein und eine krümelige Struktur aufweisen. Der Reihenabstand sollte unter dem Gesichtspunkt einer späteren maschinellen Beerntung ca. 2 m betragen. In der Reihe ist ein Setzabstand von 1 m ausreichend. Bei engeren Abständen leidet die Stückmasse bzw. tritt eine Selbstdifferenzierung ein, die wirtschaftlich keinen Vorteil bringt. Grundsätzlich gilt die Faustregel: Je kürzer die Umtriebszeit, um so enger sollte der Abstand der Setzlinge in der Reihe sein. Zur optimalen Ausnutzung des Standortes erscheint bei einem 5-jährigen Umtrieb ein Setzlingsabstand von 1m x 2m und für einen 10-jährigen Umtrieb 1,5 m x 2m ideal. Die Begleitwuchsregulierung ist entscheidend für den Anwuchserfolg im ersten Jahr. Begleitwuchs schwächt die Stecklinge stark durch Konkurrenz um das knappe Wasser und anschließend durch Überwachsen. Eine in den meisten Fällen angezeigte chemische Begleitwuchsregulierung mittels Herbiziden ist jedoch auf einem biologisch arbeitendem Betrieb nicht möglich. Friedrich Derrer entwickelte deshalb einen sogenannten Anbaustriegel. Der Anbaustriegel ist vom Prinzip her eine große Bürste, die mit ihren ca. 50 cm langen Stahlzinken aufkommenden Begleitwuchs auswurzelt und zum Vertrocknen bringt. Während der Anwuchsphase der Stecklinge, aber noch vor deren Höhentrieb, werden die frisch angelegten KUP`s im ersten Jahr drei- bis viermal gestriegelt, was zur Begleitwuchsbekämpfung vollkommen ausreicht. Aufgrund der Gefahr längerer Trockenperioden sollte nicht die gesamte KUP - Fläche auf einmal angelegt werden. Hier empfiehlt sich zur Risikospreitung ein schrittweises Anlegen über mehrere Jahre hinweg.

Bewirtschaftung der KUP:
Die Umtriebszeit liegt bei durchschnittlich 5 (4 bis 6) Jahren. Ein ungleichaltriger Aufbau der KUP-Flächen hat sich in diesem Zusammenhang auch bewährt, weil nicht die gesamte KUP-Fläche erntereif wird und so Zug um Zug geerntet werden kann. Auch in Mittelfranken zeigte sich, dass der erste Umtrieb mit Ergebnissen von 7-8 tatro Hackgut pro Hektar und Jahr etwas leistungsschwächer ausfällt als die folgenden Umtriebe, die ca. 10 tatro/ha/Jahr erbringen. Die Beerntung erfolgt mittels einer Schlepperanbaukreissäge ebenfalls Marke Eigenbau. Zur Risikopufferung werden neben den drei bereits genannten Sorten auch noch „Muhle-Larsen“, und „Androscoggin“ angebaut.

Forstschutz:
Aufgrund des trockenen Klimas sind Rostpilze so gut wie nicht vorhanden. Zuweilen neigt der Rote Pappelblattkäfer in den frisch angelegten KUPs zur Massenvermehrung. Diesen bekommt der Betrieb Derrer jedoch durch händisches Absammeln gut in den Griff.

Naturschutz:
Gerade in waldärmeren, stark landwirtschaftlich genutzten Gebieten erhöhen die Energiewälder die Biodiversität. Zum einen bilden sie Wanderkorridore für waldrelevante Arten. Zum anderen sind sie, insbesondere bei längeren Umtriebszeiten, selbst Habitat für waldrelevante Arten, insbesondere Laufkäfer und Schmetterlinge (Quelle: Dr. Müller-Kroehling, LWF-Heft Nr 105). Darüber hinaus leisten sie in der landwirtschaftlich geprägten Flur einen wesentlichen Beitrag zur Erosionsminderung und wirken dem Fremdeintrag in Gewässern entgegen. KUP könnten auch lokal Potential bieten, den Brennholzdruck auf den Wald abzumildern, um dort naturschutzrelevante Totholzmengen zu mehren. Der amtliche Naturschutz hingegen verlangt nicht selten aufgrund des Vorkommens von typischen Offenlandarten wie Wiesenschafstelze, Kiebitz oder Feldlerche eine Spezielle Artenschutzrechtliche Prüfung nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Abschließend gilt unser Dank dem Biohof Derrer, sowie den Herren Georg Dumpert, Gerhard Hofmann und Simon Dauer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth, die uns vor Ort durch das Programm führten.

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