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Bericht zur Freitagxexkursion des BayFV am 7.7. bei Reicholdsgrün

Das FFH-Gebiet 5837-302, Buchberg bei Reicholdsgrün, im Nordosten Bayerns gelegen rückt immer stärker in das Interesse der forstlichen Forschung. Über 60 Forstleute und die ortsansässige Rechtlergemeinschaft haben sich über den Stand der wissenschaftlichen Arbeit in dem von der Rotbuche geprägten Waldgebiet informiert.

Das Wetter für eine Waldexkursion hätte besser nicht sein können. Der Leiter der Forstverwaltung Bad Steben, Forstdirektor Thomas Krämer und die Vorsitzende der Rechtlergemeinschaft Reicholdsgrün, Frau Voigt, begrüßten bei strahlendem Sonnenschein interessierte Forstleute aus ganz Mittel- und Oberfranken.

Der Waldbautrainer der Forstverwaltung für den Bereich Nordbayern, Forstrat Ottmar Ruppert, wies auf die große Bedeutung des Buchbergs auch über seine Grenzen hinaus hin: Er ist Erntebestand zur Forstpflanzenanzucht und soll auch in die Liste der bayerischen Generhaltungsbestände aufgenommen werden. Gleichzeitig ist das Waldgebiet aufgrund des hohen Anteils an Biotopbäumen von hohem naturschutzfachlichem Wert.

Nicht zuletzt ist der Buchberg auch wichtiger Brennholzlieferant für die Rechtlergemeinschaft Reicholdsgrün und somit ein Musterbeispiel für den bayerischen Weg „Nützen und Schützen auf einer Fläche“, wie die Kreisbäuerin Karin Reichel betonte.

Der Buchberg bei Reicholdgsgrün ist ein eigenständiges Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) im Fichtelgebirge. Prägender Lebensraumtyp ist der Hainsimsenbuchenwald. Anstatt eines zu erwartenden üppigen Rotbuchenaufschlags stellt sich zunehmend Fichtennaturverjüngung ein. Ein Verstoß gegen das Verschlechterungsverbot ist zu befürchten, wenn nicht sogar der Erhalt des Lebensraumtyps an sich gefährdet scheint. Die Situation wird sich verschärfen, weil viele der Altbuchen zunehmend Schwächesymptome (Konsolenpilze) und Absterbeerscheinungen zeigen.

Erste Forschungsergebnisse aus den rückliegenden Jahren ergaben, dass die Bucheckern eine hohe Keimfähigkeit besitzen, jedoch die Sämlingsverluste im ersten  und zweiten Jahr nach der Mast exorbitant sind. Dabei wurde mittels Weiserzäunen auch festgestellt, dass Wildverbiß durchaus eine Rolle für die Anzahl der überlebenden Naturverjüngungsbuchen spielt.

Nina Oesterle befasste sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit mit dem Alter des Buchenbestandes, um eventuelle Rückschlüsse auf die Forstgeschichte ziehen zu können: Die Bäume haben eine unerwartet weite Altersspanne zwischen 96 und knapp über 200 Jahren. Auszählung von Jahresringen in Bodennähe am Wurzelstock und in Brusthöhe ergaben, dass viele Buchen 50 Jahre und mehr gebraucht haben, um die berühmte „Äserhöhe“ von 1,30 m zu überwinden. Hier wird aber auch vermutet, dass im 19. Jahrhundert Ziegen- und Schafbeweidung ursächlich gewesen sein könnten.

Geologisch gehört der Buchberg zum Granit des Fichtelgebirges, geographisch liegt das Gebiet im Niederschlagsschatten des hohen Fichtelgebirgskammes, der Selb-Wunsiedler Bucht. Das Klima am Buchberg hat eine starke kontinentale Klimatönung. Eine niedrige Jahresdurchschnittstemperatur von 6,3 C° mit strengen Winterfrösten (Januarmittel -2,5C°) häufig ohne Schneeauflage und im Frühjahr bis in den Frühsommer hinein trockene Ostwinde (der sogenannte „Böhmische“) sind zwar keine optimalen Faktoren für Keimen und Gedeihen der Rotbuche, schließen diese aber keinesfalls als bestandsbildende Baumart aus. Zudem ist bekannt, dass am Buchberg auch Streunutzung betrieben wurde.

Daher befassen sich Johannes Wüst und Paulina Schmidt mit dem Thema, ob das Klima und der Oberbodenzustand einen Einfluss auf die Keimung der Samen haben. Der Versuchsaufbau ist im Wesentlichen ein Kreuzexperiment. Während am Buchberg unter klimatischen Echtbedingungen das Keimverhalten sowohl auf autochthonem Bodensubstrat als auch auf bester Anzuchterde untersucht wird, wird im Botanischen Garten der Universität Bayreuth unter Anleitung von Dr. Gregor Aas die Keimung auf denselben Bodensubstrattypen, jedoch unter für Buchen optimalen kontrollierten Klimabedingungen ermittelt.

Bezirksgruppe Oberfranken-Mittelfranken im Bayerischen Forstverein

Frau Nina Oesterle und der Waldbautrainer der Bayerischen Forstverwaltung für Nordbayern, Herr Ottmar Ruppert (Foto: Carola Prinz)