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Bericht über die erste Freitagsexkursion 2017 der Bezirksgruppe Oberbayern-Schwaben des Bayerischen Forstvereins

im Distrikt „ Medlinger Hart“, Forstbetrieb Weißenhorn

Am Freitag, den 02. Juni 2017 fand das erste Treffen des Jahres zum Thema „Wertsteigerung beim Laubholz durch Grünastung und konsequente Freistellung am Beispiel von Eiche, Bergahorn und Schwarzerle auf ehemaligen WIEBKE-Flächen“ statt.

32 Teilnehmer aus Bayern und dem angrenzenden Baden-Württemberg, Angehörige von BaySF, der Forstverwaltung, aus dem Groß-Privatwald genauso wie kleinere Waldbesitzer und Ruheständler, eine bunte Korona traf sich am Viehhof zwischen Medlingen und Sachsenhausen. Der Bezirksvorsitzende Biermayer und Forstbetriebsleiter Fiedler begrüßten die Teilnehmer. Schon auf dem Fußweg zu den Besichtigungsbeständen entspannen sich erste Diskussionen über die Standortsverhältnisse auf der donaunahen Albabdachung und der Notwendigkeit von Waldumbau auf den wechselfeuchten aber auch auf den guten feinlehmüberdeckten Standorten.

Am ersten Besichtigungsobjekt erläuterte der langjährige Revierleiter Schmid die Ausgangslage. Nach großflächigem Windwurf des Fichtenvorbestandes wurde 1991 erfolgreich eine Kultur aus Stieleiche und Winterlinde mit 7000 Pflanzen/ha angelegt. Die geschlossene Eichendickung wurde 2006 erstmals gepflegt. Dabei wurden Z-Stämme im Abstand 8-10 m ausgewählt und motormanuell sehr markant freigestellt und grün geastet. Die Rückegassen-Anlage erfolgte leider erst 3 Jahre später. Dabei wurden Hackschnitzel  in Selbstwerbung gewonnen. Allerdings fielen der Maßnahme auch einige der Z-Bäume zum Opfer. 4 Jahre und 8 Jahre nach dem Ersteingriff wurden die Z- Bäume konsequent freigestellt. Bei den Pflegeeingriffen 2013 und 2017 fielen im Bereich der Z-Bäume 10 bzw. 11 fm/ha an. Wegen Umsetzens oder ungünstiger Qualitätsentwicklung wurde die Anzahl der weiter geförderten Z-Stämme auf 70 und schließlich 50 pro Hektar zurückgenommen.

Die Erfahrungen zur Astungstechnik bestätigten, dass der Zeitpunkt weniger wichtig als die saubere Ausführung ist. Bei stärkeren Ästen empfiehlt es sich zu stummeln, um ein Ausreißen sicher zu verhindern. Leiterastung erwies sich als sauberer als Stangenastung. Die damaligen Kosten lagen bei rund 5 Euro pro Baum. Der stellvertretende Forstbetriebsleiter Baumhauer zeigte auf, dass die Astungskosten in Anbetracht der hohen Wertsteigungschancen ein sehr rentables Investment sind.

Die Motive für das Vorgehen, Wertsteigerung und Umtriebszeitverkürzung zu verbinden, bestimmten die intensive Diskussion um Z-Baum-Auswahl und –Anzahl. Entgegen mancher forstlichen Meinungsäußerung bestand kein Dissens, dass bei Holzerzeugung Zeit sehr wohl eine Rolle spielt. Sowohl betriebswirtschaftliche Gründe (erhebliche Wertsteigerung durch Konzentration des Zuwachses am Z-Baum und gesicherte Qualität des Erdstamms durch Astung) als auch das wegen der immer häufigeren klimatischen Schadensereignisse sehr erwünschte frühere Erreichen gut verwertbarer Dimensionen sprechen für ein solches Pflegemodell.

Die intensive Diskussion um die richtige Z-Baum-Zahl zeigte v.a. die überragende Bedeutung von Vitalität und Qualität auf. Die Obergrenze setzen in den meisten Jungbeständen die Eignung der Anwärter und nicht feinziselierte Abstandsüberlegungen. Sehr niedrige Zahlen (bis zu lediglich 20/ha) wie in Frankreich haben auch mit der dortigen „mittelwaldnahen“ Waldbehandlung zu tun. Sie kommen bei uns v.a. dort in Frage, wo mit sehr ungünstigen Verhältnissen (d.h. nur wenigen geeigneten Stämmchen) auf Grund hoher Ausfälle im Kulturstadium gearbeitet werden muss. Ob mit einer realistischen Zahl von 50-60 von Anfang an gearbeitet werden kann, wurde unterschiedlich gesehen.

Einige Teilnehmer plädierten für eine Reserve bei der Erstauswahl, um nicht auf eine Karte zu setzen. Eindrucksvoll war der Schub in der Durchmesserentwicklung, der bei der Eiche auf guten Standorten erreicht werden kann. Es zeigte sich aber auch, dass ein solches Vorgehen ohne konsequente und zeitlich rasch aufeinander folgende Eingriffe nicht erfolgreich sein kann.

Die bessere natürliche Astreinigung beim Ahorn macht beim Ersteingriff häufig nur ergänzende Astung nötig. Die wirtschaftlichen Erfolge markanter Pflege waren hier völlig unstrittig. Sie werden wohl auch durch das Risiko der Ausbildung von Hochzwieseln bei einer reinen Z-Baumstrategie nicht in Frage gestellt. Besonders eindrucksvoll war das Bild stark freigestellter und grüngeasteter Schwarzerlen. 35 cm BHD in 25 Jahren sprechen für sich. Bei der Schwarzerle mit ihrem frühen Zuwachsgipfel bestehen die größten Chancen und gleichzeitig in der Praxis die größten Versäumnisse bei der Pflege.

Fortschritt im „Handwerk Waldbau“ ist –  wie die Beispiele zeigen – nur bedingt der Wissenschaft, sondern sehr oft praktischer Erfahrung und Erkenntnis zu verdanken. Die beiden Praktiker Baumhauer und Schmid haben mit ihrem für Bayern mutigen innovativen Schritt ein lobenswertes Beispiel geschaffen, bei der Laubholzerziehung neue Wege zu gehen. Die Veranstaltung hat aber auch den Handlungsbedarf im forstlichen Versuchswesen deutlich gemacht. Wenn wir nicht nur auf Erwartungen setzen wollen, sondern auf durch langjährige Beobachtungen abgesicherte Erkenntnisse, brauchen wir mehr langfristige Versuchsflächen, die ein breiteres Handlungsspektrum abdecken. Diese müssen aber auch bereits bei der Anlage bestens dokumentiert werden und das ganze Versuchsleben lang nachvollziehbar begleitet werden. Dies über Jahrzehnte sicherzustellen ist eine schwierige Aufgabe.