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Schäden in Eichenwäldern rufen große Besorgnis hervor

Um aktuelle Herausforderungen in der Eichenwirtschaft ging es bei der Jahrestagung des NFV am 23. Mai in Wolfsburg. Dass diese immens sind, wurde vor allem im Rahmen der zweiteiligen Exkursion in den 1000 ha großen Stadtwald Wolfsburg deutlich. Nach der Begrüßung der rund 80 Teilnehmenden durch den NFV-Vorsitzenden Christian Weber führten Andreas Baderschneider, Leiter des betreuenden Forstamtes Wolfenbüttel der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) und Revierleiter Dirk Schäfer in die Gegebenheiten vor Ort ein.
„Die Eiche ist auch eine emotionale Baumart“, umschrieb Baderschneider einen Teil der Herausforderungen mit einer sehr am Wald interessierten Öffentlichkeit. Und für Schäfer ist in der reichen Stadt Wolfsburg mit dem Hauptsitz von VW „die Lebensqualität für die Menschen der Stadt der Ertrag des Waldes“.
Vor diesem Hintergrund zeigte der Wolfsburger Revierleiter bei der anschließenden Exkursion eindrucksvolle Landschaftsbilder im Ballungsraum, die durch aktive gestalterische Maßnahmen wie z.B. das Schaffen von Sichtachsen entstanden waren. Weitere Exkursionsziele waren eine Kultur und ein Saatgutbestand. In der Diskussion vor Ort ging es um die Kulturbegründung und -pflege sowie um die zu verwendenden Baumarten und Herkünfte. Vorgeführt wurde das Mulchen in der Kultur mit einer neu beschafften funkgesteuerten Forstraupe, von der man sich mehr Flexibilität bei den Pflegearbeiten verspricht.

Christoph Hein von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt informierte im zweiten Exkursionsteil über die Schadensproblematik durch das vermehrte Auftreten von Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) und Eichenkernkäfer (Platypus cylindrus).
Hein erklärte die Biologie der beiden Eichenspezialisten, die Möglichkeiten, einen Befall zu erkennen und ihr Gefährdungspotenzial: „Seit 2018 treten Schäden in einem noch nie da gewesenen Ausmaß auf. Eichenwälder können flächendeckend absterben.“ In Sachsen-Anhalt sei dies schon zu beobachten, in Niedersachsen und Hessen drohe ein Szenario mit einem Schadholzanfall von mehreren hunderttausend Festmetern.
Sanitärhiebe seien eine Möglichkeit, dieser Problematik zu begegnen, jedoch durch die unregelmäßigen Zyklen der Käfer, die schwierige Erkennbarkeit des Befalls und Auflagen des Naturschutzes schwierig in der Umsetzung. In der Diskussion wurde außerdem das hohe Risiko der Eichenholzsäger deutlich: Der Befall vor allem mit Eichenkernkäfer sei im liegenden Holz nur sehr schwer zu erkennen, der Käfer fresse außerdem während der Lagerung weiter. Die Folgen: eine gravierende Entwertung des Holzes und erhebliche Einbußen bei den Sägern. Laut NLF-Vizepräsident Klaus Jänich könne man dieses Risiko nicht allein den Sägewerken aufbürden, wenn man sie erhalten wolle. Es gebe ein optisches Problem für Möbelholzsortimente und ein statisches Problem für Bauholzsortimente. Die Situation sei besorgniserregend.

NFV

Foto: Markus Hölzel
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