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FVMV: Waldbauliche Exkursion im Forstamt Kaliß

Am 29. September 2015 lud der Forstverein MV und das Forstamt Kaliß bei vorzüglichem Wetter zur Exkursion in den südwestlichen Winkel Mecklenburgs.

Besonderheit der „Griesen Gegend“ sind die dominierenden Sandstandorte mit überwiegend armer und ziemlich armer Nährkraft sowie unterdurchschnittlicher Wasserversorgung. Weite Kiefernwälder, Heiden und Dünen prägen das Landschaftsbild. 1992 gegründet, umfasst das Forstamt Kaliß die Territorien der 1950 aufgelösten Forstämter Kaliß und Leussow. Während das Forstamt mit seinen sechs Revierförstereien als untere  Forstbehörde für rund 17.000 ha Wald hoheitlich zuständig ist, bewirtschaftet es rund 7.400 ha Landeswald. Der Standortsausstattung geschuldet, liegt der Schwerpunkt bei der Baumartenverteilung mit einem Anteil von 89 % klar bei der Kiefer.  

Auch die regional hohe Bedeutung des Naturschutzes im Forstamtsbereich prägt die Waldbehandlung. Durch die Nähe zur Elbe liegen weite Teile im Bereich des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe. Aufgrund der optimalen Bedingungen für eine Vielzahl von Vogelarten sind weite Flächen im Zuständigkeitsbereich des Forstamtes Vogelschutzgebiet. Großvogelarten wie der Seeadler nutzen die an die Flusslandschaft angrenzenden Kiefernwälder zur Brut. Unweit der Waldflächen liegen großflächige Grünlandflächen welche jährlich durch tausende Kraniche, Gänse und Schwäne zur Rast und Nahrungsaufnahme genutzt werden.

Welche Möglichkeiten der Bewirtschaftung unter den gegebenen Rahmenbedingungen bestehen und welche Rolle weitere Baumarten wie die Buche, Lärche und Roteiche spielen können, wurde im Rahmen der Exkursion thematisiert und intensiv diskutiert.

An einer Erstaufforstungsfläche, bestockt mit einer achtjährigen Europäischen Lärche, wurde die Leistungsfähigkeit dieser Baumart auf armen Sandstandorten dargestellt. Weiter wurden die Risiken der Erstaufforstung unter gegebenen Rahmenbedingungen sowie die weiteren Behandlungsoptionen bei der Feinerschließung und in der Jungwuchs- und Jungbestandspflege im Hinblick auf die Pflegegrundsätze der Landesforst MV diskutiert.

Anhand der folgenden Exkursionspunkte wurden weiterhin die Möglichkeiten und Grenzen der Rotbuche unter den schwierigen standörtlichen Bedingungen aufgezeigt.

Im Revier Neu Göhren wurde eine gelungene 16 Jahre alte Buchensaat unter Kiefernschirm besichtigt. Auf der ehemaligen Versuchsfläche drehte sich die Diskussion um den weiteren Umgang mit dem stammzahlreichen Unterstand sowie die Schirmhaltung in der Kiefer. Auf anderen Flächen mit gepflanzter Rotbuche standen die Rolle des mit ELER-Mitteln geförderten ökologischen Unterbaus und dessen zukünftige Behandlung im Mittelpunkt. Bei der Diskussion um die kalamitätsvorbeugende Wirkung dieser Unterbauten in großflächigen Kieferngebieten fand erfreulicherweise auch ein Erfahrungsaustausch mit an der Exkursion teilnehmenden Kollegen aus dem unmittelbar angrenzenden Niedersachsen statt. Anhand eines rund 70 jährigen Buchenbestandes, entstanden durch Unterbau und Räumung des Kiefernoberstandes, wurden die Möglichkeiten der Übernahmewürdigkeit von Unterbauten thematisiert. Ebenso verdeutlichte der Bestand den bedeutenden Einfluss der Wasserverfügbarkeit auf das Wuchsverhalten der Rotbuche auf den gegebenen nährstoffarmen Standortsbedingungen.   

Neben den Laubbaumarten ging es jedoch auch um die Hauptbaumart der Region, die Kiefer. Am Beispiel einer Kiefernnaturverjüngungsfläche, die über Kahlhieb und Bodenarbeiten mittels Waldmeister-Pflug entwickelt wurde, wurden Risiken der Naturverjüngung diskutiert. Aus der Diskussion entstand ein lebhafter Erfahrungsaustausch rund um die Wahl des Verfahrens, Flächenvorbereitung und Notwendigkeit eines PSM-Einsatzes.

Nach Beendigung der Exkursion ging man auf dem Forsthof mit gereichten Spezialitäten und bei strahlender Herbstsonne zum gemütlichen Teil des Tages über.  Eine besondere Bedeutung hatte die Exkursion sicher für den Ende des Jahres 2015 in Pensionierung tretenden Forstamtsleiter Reginald Rink, der 26 Jahre das Forstamt leitete und in dieser Zeit den Wald der Region mit seinem Handeln prägte.  

Der Forstverein bedankt sich beim Forstamt Kaliß für die durchweg gelungene Exkursion rund um die waldbaulichen Besonderheiten der Griesen Gegend sowie bei allen Teilnehmern für die angeregten Diskussionen.

Mathis Jansen

 

 

Exkursionsteilnehmer diskutieren über den Buchenanbau auf armen Sandstandorten (Foto: Dr. Ursula Rüping)